Webinar-Zusammenfassung: Das ablenkbare Gehirn besiegen – Expertenstrategien für besseres Lehren und Lernen

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AhaSlides Team 18 Dezember 2025 6 min lesen

In unserem letzten Webinar befassten sich drei Experten mit der größten Herausforderung für Referenten heutzutage: der Ablenkung des Publikums. Hier sind unsere Erkenntnisse.

Wer schon einmal vor einem Publikum mit abgelenkten Gesichtern präsentiert hat – Menschen, die auf ihren Handys scrollen, mit glasigen Augen dastehen oder deren Gedanken ganz woanders sind –, weiß, wie frustrierend das sein kann. Genau deshalb haben wir den Workshop „Besiege das abgelenkte Gehirn“ veranstaltet.

Moderiert von Ian Paynton, AhaSlides Brand Director, brachte dieses interaktive Webinar drei führende Experten zusammen, um eine Krise anzugehen, mit der 82.4 % der Präsentatoren regelmäßig konfrontiert sind: Ablenkung des Publikums.

Lernen Sie das Expertengremium kennen

Unsere Podiumsdiskussion bestand aus folgenden Mitgliedern:

  • Dr. Sheri All – Neuropsychologe mit Spezialisierung auf kognitive Funktionen und Aufmerksamkeit
  • Hannah Choi – Coach für exekutive Funktionen, der mit neurodiversen Lernenden arbeitet
  • Neil Carcusa – Schulungsleiter mit jahrelanger Erfahrung in der Präsentation vor Ort

Die Veranstaltung selbst lebte nach ihren Prinzipien und nutzte AhaSlides für Live-Wortwolken, Fragerunden, Umfragen und sogar eine Verlosung, um die Teilnehmer durchgehend zu motivieren. Sehen Sie sich hier die Aufnahme an.

Die Ablenkungskrise: Was die Forschung zeigt

Wir eröffneten das Webinar mit der Präsentation aufschlussreicher Ergebnisse unserer kürzlich durchgeführten AhaSlides-Studie mit 1,480 Fachkräften. Die Zahlen zeichnen ein ernüchterndes Bild:

  • 82.4% Moderatoren berichten von regelmäßigen Ablenkungen aus dem Publikum.
  • 69% Ich glaube, dass verkürzte Aufmerksamkeitsspannen die Produktivität von Sitzungen beeinträchtigen.
  • 41% Viele Hochschullehrer geben an, dass Ablenkung ihre Arbeitszufriedenheit negativ beeinflusst.
  • 43% Firmentrainer berichten dasselbe

Was verursacht all diese Ablenkung? Die Teilnehmer identifizierten vier Hauptverantwortliche:

  • Multitasking (48 %)
  • Benachrichtigungen digitaler Geräte (43 %)
  • Bildschirmmüdigkeit (41 %)
  • Mangelnde Interaktivität (41.7 %)

Die emotionale Belastung ist ebenfalls real. Die Vortragenden beschrieben Gefühle wie „inkompetent, unproduktiv, ausgelaugt oder unsichtbar“, wenn sie vor einem Publikum standen, das ihnen völlig abhörte.

Präsentationsbildschirm mit Statistiken zu den Hauptverursachern von Ablenkung

Dr. Sheri All über die Wissenschaft der Aufmerksamkeit

Dr. All eröffnete die Expertenrunde mit einem ausführlichen Einblick in die Funktionsweise von Aufmerksamkeit. Sie erklärte: „Aufmerksamkeit ist der Schlüssel zum Gedächtnis. Ohne Aufmerksamkeit ist Lernen schlichtweg unmöglich.“

Sie unterteilte die Aufmerksamkeit in drei entscheidende Komponenten:

  1. Alarmieren – bereit sein, Informationen zu empfangen
  2. Ausrichtung – Den Fokus auf das Wesentliche richten
  3. Exekutive Kontrolle – Diesen Fokus bewusst beibehalten

Dann folgte die ernüchternde Statistik: In den letzten 25 Jahren ist die kollektive Aufmerksamkeitsspanne von etwa zwei Minuten auf nur 47 SekundenWir haben uns an digitale Umgebungen angepasst, die einen ständigen Aufgabenwechsel erfordern, und unser Gehirn hat sich dadurch grundlegend verändert.

Dr. Sherri All präsentiert eine Wortwolke mit der Frage: „Was lenkt Sie am meisten ab, wenn Sie versuchen, sich auf etwas zu konzentrieren?“

Der Multitasking-Mythos

Dr. All widerlegte einen der häufigsten Irrtümer: „Multitasking ist ein Mythos. Das Gehirn kann sich immer nur auf eine Sache gleichzeitig konzentrieren.“

Was wir Multitasking nennen, ist in Wirklichkeit ein schneller Wechsel der Aufmerksamkeit, und sie schilderte die damit verbundenen schwerwiegenden Folgen:

  • Wir machen mehr Fehler
  • Unsere Leistungsfähigkeit lässt deutlich nach (Studien zeigen ähnliche Effekte wie bei Cannabis).
  • Unser Stressniveau steigt dramatisch an.

Für Vortragende hat dies eine entscheidende Konsequenz: Jede Sekunde, die Ihr Publikum mit dem Lesen textlastiger Folien verbringt, ist eine Sekunde, in der es Ihnen nicht zuhört.

Neil Carcusa über den größten Fehler eines Moderators

Neil Carcusa hat, gestützt auf seine umfangreiche Trainingserfahrung, die seiner Ansicht nach häufigsten Fallen identifiziert, in die Präsentatoren tappen:

„Der größte Fehler ist die Annahme, dass die Aufmerksamkeit nur einmal gewonnen werden muss. Man muss während der gesamten Sitzung immer wieder Momente einplanen, in denen die Aufmerksamkeit neu gelenkt werden kann.“

Seine Aussage fand großen Anklang beim Publikum. Selbst die konzentriertesten Zuhörer lassen sich ablenken – sei es durch eine ungelesene E-Mail, eine nahende Deadline oder schlichtweg durch mentale Erschöpfung. Die Lösung liegt nicht in einem besseren Einstieg, sondern darin, die Präsentation von Anfang bis Ende so zu gestalten, dass sie die Aufmerksamkeit des Publikums fesselt.

Carcusa betonte außerdem, dass Training als ein Erlebnis, das von Interaktivität geprägt istEs geht nicht nur um Informationsvermittlung. Er merkte an, dass die Energie und der Zustand des Vortragenden das Publikum direkt beeinflussen, und zwar durch den sogenannten „Spiegeleffekt“ – wenn man selbst zerstreut oder energielos wirkt, wird es dem Publikum genauso gehen.

Neil Carusa über den größten Fehler eines Moderators

Hannah Choi über Design für alle Gehirne

Hannah Choi, eine Expertin für exekutive Funktionen, bot den vielleicht wichtigsten Perspektivwechsel des gesamten Webinars:

„Wenn sich jemand ablenken lässt, liegt das Problem oft an der Umgebung oder der Präsentationsgestaltung – und nicht an einem Charakterfehler der Person.“

Anstatt abgelenkte Zuschauer zu beschuldigen, plädiert Choi für Inklusive Designprinzipien die sich mit der tatsächlichen Funktionsweise des Gehirns befassen, insbesondere mit neurodiversen Gehirnen. Ihr Ansatz:

  • Unterstützung der exekutiven Funktionen durch klare Struktur
  • Sorgen Sie für Wegweiser (sagen Sie den Leuten, wo sie hingehen).
  • Inhalte in überschaubare Abschnitte unterteilen
  • Psychologische Sicherheit durch Vorhersagbarkeit schaffen

Wenn man Präsentationen für Gehirne konzipiert, die besonders mit Aufmerksamkeit und exekutiven Funktionen zu kämpfen haben (wie beispielsweise Menschen mit ADHS), entstehen Präsentationen, die für alle besser funktionieren.

Hannah Choi über die Gestaltung von Präsentationen für alle Gehirntypen

Über Präsentationen und Storytelling

Choi legte besonderen Wert auf das Foliendesign. Präsentatoren sollten ihren Inhalt so gut kennen, dass sie ihn als Geschichte erzählen können, erklärte sie, wobei die Folien eher als Illustrationen – ansprechende Bilder und Stichpunkte – denn als „Roman“ dienen sollten.

Wortreiche Folien lenken ab, da sie das Publikum zwingen, zwischen dem Hören und dem Lesen des gesprochenen Textes hin und her zu wechseln, was das Gehirn nicht gleichzeitig leisten kann.

Wichtige Strategien, die im Webinar vorgestellt wurden

Im Verlauf der Sitzung stellten die Diskussionsteilnehmer konkrete, umsetzbare Strategien vor, die die Referenten sofort anwenden können. Hier die wichtigsten Punkte:

1. Plan für Aufmerksamkeits-Resets

Anstatt die Aufmerksamkeit nur einmal zu Beginn zu erregen, sollten Sie alle 5-10 Minuten gezielte Neustarts einbauen, indem Sie Folgendes verwenden:

  • Überraschende Statistiken oder Fakten
  • Direkte Fragen an das Publikum
  • Kurze interaktive Aktivitäten
  • Klare Übergänge zwischen Themen oder Abschnitten
  • Gezielte Energieveränderungen in Ihrem Vortrag

Die Diskussionsteilnehmer stellten fest, dass Tools wie AhaSlides potenzielle Ablenkungen (Handys) durch Live-Umfragen, Wortwolken und Frage-Antwort-Runden in Instrumente zur aktiven Teilnahme verwandeln können – indem sie Geräte zur Beteiligung nutzen, anstatt gegen sie anzukämpfen.

2. Wortreiche Folien eliminieren

Dieser Punkt wurde von allen drei Diskussionsteilnehmern immer wieder angesprochen. Wenn man Absätze auf Folien einfügt, zwingt man das Gehirn des Publikums, sich zwischen Lesen (verbale Verarbeitung) und Zuhören (ebenfalls verbale Verarbeitung) zu entscheiden. Beides gleichzeitig ist nicht effektiv möglich.

Die Empfehlung: Nutzen Sie Folien als Illustrationen mit aussagekräftigen Bildern und wenigen Stichpunkten. Kennen Sie Ihren Inhalt so gut, dass Sie ihn als Geschichte erzählen können, wobei die Folien als visuelle Gliederung dienen.

3. Pausen einbauen (für Sie und Ihr Publikum)

Hannah Choi betonte dies besonders nachdrücklich: „Pausen sind nicht nur für das Publikum da – sie schützen auch Ihre Ausdauer als Präsentator.“

Ihre Empfehlungen:

  • Die Inhaltsblöcke sollten maximal 15–20 Minuten dauern.
  • Format und Stil variieren
  • Nutzen Sie interaktive Aktivitäten als natürliche Pausen
  • Integrieren Sie bei längeren Trainingseinheiten unbedingt tatsächliche Toilettenpausen.

Ein müder Präsentator strahlt Energielosigkeit aus, die ansteckend ist. Schützen Sie sich selbst, um die Aufmerksamkeit Ihres Publikums zu erhalten.

4. Nutzen Sie den Spiegeleffekt.

Aufmerksamkeit ist ansteckend, darin waren sich die Diskussionsteilnehmer einig. Ihre Energie, Ihr Selbstvertrauen und Ihre Vorbereitung beeinflussen die Aufmerksamkeit Ihres Publikums direkt durch das, was Neil den „Spiegeleffekt“ nannte.

Wenn Sie unkonzentriert wirken, verunsichern Sie Ihr Publikum. Sind Sie unvorbereitet, verlieren sie das Interesse. Treten Sie hingegen selbstbewusst und energiegeladen auf, fesselt Sie Ihr Publikum.

Der Schlüssel? Üben Sie den Stoff. Kennen Sie ihn gut. Es geht nicht um Auswendiglernen, sondern um das Selbstvertrauen, das durch Vorbereitung entsteht.

5. Gestalten Sie die Inhalte persönlich relevant.

Das Panel riet dazu, das Design aus der Perspektive der Zielgruppe zu gestalten. Gehen Sie auf deren spezifische Probleme ein und stellen Sie mithilfe relevanter Beispiele einen Bezug zwischen den Inhalten und ihren tatsächlichen Zielen und Herausforderungen her.

Allgemeiner Inhalt erhält allgemeine Aufmerksamkeit. Wenn sich Menschen in Ihren Inhalten wiedererkennen, wird es viel schwieriger, sie abzulenken.

Drei abschließende Erkenntnisse aus der Podiumsdiskussion

Zum Abschluss des Webinars gab jeder Diskussionsteilnehmer den Teilnehmern noch einen letzten Gedanken mit auf den Weg:

Dr. Sheri All: „Aufmerksamkeit ist flüchtig.“
Akzeptiere diese Realität und plane entsprechend. Höre auf, gegen die menschliche Neurologie anzukämpfen, und beginne, mit ihr zu arbeiten.

Hannah Choi: „Kümmere dich als Moderator um dich selbst.“
Man kann nicht aus einem leeren Becher einschenken. Ihr Zustand beeinflusst direkt den Zustand Ihres Publikums. Konzentrieren Sie sich daher auf Ihre Vorbereitung, Ihr Üben und Ihr Energiemanagement.

Neil Carcusa: „Aufmerksamkeit versagt nicht, weil es den Leuten egal ist.“
Wenn Ihr Publikum abgelenkt ist, nehmen Sie es nicht persönlich. Es sind keine schlechten Menschen, und Sie sind kein schlechter Präsentator. Es sind Menschen mit menschlichen Gehirnen in einer Umgebung, die Ablenkungen begünstigt. Ihre Aufgabe ist es, die Voraussetzungen für Konzentration zu schaffen.